Der Eismann
„Wir haben auch eine neue Eisbereitungsmaschine“, sagt Roman Grona, „die Zamboni 545, die macht alles automatisch. Sie misst die Eisstärke, reguliert Wasserfluss und -temperatur nach Programm.“ Auf seiner alten Lieblingsmaschine mit der S-Bahn-Lackierung und dem Logo der verblichenen Freezers hat er dagegen alle Dinge selbst in der Hand, auf die es ankommt.
Das ist erst einmal die Schichtstärke, in der er das alte Eis abträgt. Dann das Tempo, in dem er fährt. Die Wassermenge, die er hintenheraus aufbringt. Und dessen Temperatur.
Denn Eis ist nicht Eis. „Die Kunstläufer brauchen weiches Eis“, sagt Roman, und das ist minus acht Grad kalt. Eishockeyspieler mögen es hart, am besten bei 14 Minusgraden. Und die Eisstockschützen brauchen eine aufgerubbelte Fläche, auf der ein leichter Schneeschleier liegt. „Aber wenn wir es jedem recht machen wollten, müssten wir ständig wechseln“, lacht der Meister, „und deshalb bekommt alles auf Schlittschuhen hier meistens minus zehn Grad.“
Dass Roman auf die Automatik nicht angewiesen ist und lieber handgemachtes Eis liefert, ist kein Wunder. Mit vierzehn hat er zum erstenmal auf einer Eisbereitungsmaschine gesessen. Die hieß nicht Zamboni, sondern Dupont und lief auf einer der drei Natureisbahnen, die sein Vater im nördlichen Polen, in Gdynia und Sopot, in den sechziger Jahren betrieben hat. „Anfangs hat mich das genervt, obwohl ich damit meine ersten Zlotys verdient habe. Dann habe ich gemerkt, dass mich alle meine Kumpels beneideten, weil ich so eine tolle Maschine steuern durfte“, erinnert er sich. Eismann war erst einmal aber kein Job für‘s Leben. Den Unterhalt für die eigene Familie hat er in Danzig später mit einem Elektroladen verdient. 1985 haben die Gronas dann eine Silvesterkreuzfahrt auf der Ostsee in Travemünde genutzt, um auf Dauer in Deutschland an Land zu gehen. Ein Schiff auf der Ostsee hatte schon einmal eine Rolle in seinem Leben gespielt. Anno 1952 war er nämlich auf einer schwedischen Fähre mit Kurs auf Polen zur Welt gekommen. Ehe sich nach der Jahrtausendwende der Job als Eismeister in der neugebauten großen Arena in Hamburg auftat, hat Roman als Kameramann beim Privatfernsehen gearbeitet, wo er manchmal auch jetzt noch aushilft, wenn die Zeit es erlaubt.
Die aber ist knapp. Eine halbe Stunde haben die Eismänner in der Regel für ihren Job auf der Fläche. Roman nimmt gern die Spätschicht, die um 16 Uhr beginnt. Vor zwei Uhr morgens kommt er dann selten aus der Halle, weil er dem Kollegen vom nächsten Tag gutes Eis übergeben will.
Natürlich hat er auch nicht nur eine Beziehung zu seiner Maschine, sondern auch zu den Kunden, die ja doch ziemlich unterschiedliche Typen sind: Eisprinzessinen, Hockeypros, Glühweinfreunde am Eisstock… Und welche sind ihm die liebsten? Klare Sache: „Die Hobbyspieler von den Mammuts.“ Warum? „Die sind immer gut drauf!“ Aber noch wichtiger: Sie räumen nach dem Training immer die Tore vom Eis. Dem Eismeister bringt das wichtige Minuten, die er in die Verbesserung der Fläche investieren kann.
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Womöglich hat es am Eis gelegen. Beim Turnier in Harsefeld jedenfalls mussten die Mammuts sich am 17. März mit einem guten dritten Platz begnügen. Von sechs Partien konnten sie vier siegreich gestalten und mussten sich lediglich den Scharbeutz Pirates und dem Turniersieger Vojens Vikings geschlagen geben – der sich als Teilnehmer am Mammuts Cup Anfang Mai warm anziehen sollte.