Brokdorf ist nicht Pyeongchang

Die Russen siegten, aber unterm Strich war es für das deutsche Eishockey das größte Wochende aller Zeiten. Ganze 55,5 Sekunden trennten im Gangneung Hockey Center die deutsche Olympiaauswahl vom Gewinn der Goldmedaille, ehe Gusew zum 3:3 ausglich und Kaprisow nach 9:40 in der Overtime den goldenen Schlagschuss für die olympischen Athleten aus Russland unter die Latte hämmerte.

Aber auch die Silbermedaille für Deutschland war natürlich ein Hammer. Und was nicht nur das Edelmetall, sondern auch die Art, in der Marco Sturms Team in Pyeongchang auftrat, für den großartigsten Sport der Welt bedeutete, vertraute Verteidiger Moritz Müller von den Kölner Haien nach dem Finale der Süddeutschen Zeitung an. Von dem Erfolg werde der gesamte Sport zu Hause profitieren. Mo Müller: „Oft ist Eishockey ja so ein bisschen verrufen als Holzfäller-Sport, aber ich glaube, man hat gesehen, dass es ein toller, technisch und taktisch geprägter Sport ist. Wir brauchen mehr Kinder, um es langfristig immer wieder bis zu einer Medaille schaffen zu können. Ich hoffe, dass die Eltern im Fernsehen gesehen haben, was das für ein toller Sport ist; ich kann sie nur motivieren, ihre Kinder mal in die Halle zu schicken.“

Damit hätten sie am Freitag vor dem Finale in der Volksbank Arena beginnen können, wo die Mammuts mit der Partie gegen Planeta Kaliningrad dem Hockey-Weekend den ersten Höhepunkt aufsetzten. Wie in Pyeongchang so auch in Bahrenfeld: am Ende behielten die Gäste aus Russland die Oberhand. Im ersten Drittel hielt das Heimteam gut dagegen und ging dank eines cool verwandelten Abprallers von Joel Meyer mit 1:2 in die Pause. Doch im Mittelabschnitt lief die Red Machine aus Königsberg mit dem unaufhaltsamen Drive einer Lok der transsibirischen Eisenbahn. Jeweilige Ausgleichstreffer von Andi Wielgoß und Markus Stevens zum 2:2 und 3:3 waren am Ende des Spielabschnitts lediglich kosmetische Korrekturen wie am Antlitz einer Moskauer Schönen: 3:6. Im letzten Drittel schaltete Planeta einen Gang herunter und ließ die Mammuts mit einem 1:1 ausgeglichenen Abschnitt und einem 4:7 Endstand vom Eis.
Für die Spielanalyse konnte Mammut-Coach Martin Kania zu bewährten Sentenzen greifen: Luft nach oben. Zu wenig Traffic vor dem gegnerischen Tor, zu wenig abgestimmte Aktion im Angriff. Vor allem aber zu viele Fehler in der Defensive.

Nur einen Tag später mussten die Mammuts auswärts abermals ran. Die mit etlichen nichtolympischen Athleten aus Russland bestückten Brokdorf Barracudas ließen sich durch Marcels Kösters Führungstreffer nach nur zwei Sekunden nicht beeindrucken und schickten die Dickhäuter mit 6:4 in die Hansestadt zurück. Die Treffer für die Gäste markierten neben Köster (2) Jonas Kleinebenne und Andi Wielgoß. Spielbeobachter Sigbert Laakmann: „Sie haben wirklich Druck gemacht, aber das Ding vorne nicht reingebracht. Der Brokdorfer Goalie war reiner Bauschaum.“ Brokdorf war leider nicht Pyeongchang.

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