Sturmtief Stevens überfordert die Feuerwehr
Wahrscheinlich war es das Wetter. Weil seit Tagen die Orkantiefs Elon und Felix über Norddeutschland wüteten, hatten sich die Männer von der Feuerwehr wohl in pausenlosen Alarmeinsätzen verausgaben müssen. Dem Sturm, den die Mammuts am Sonntagabend in der Brokdorfer Eishalle entfesselten, hatten die Elbepiraten, die Betriebsmannschaft der Hamburger Brandwehr, deshalb nicht mehr viel entgegenzusetzen. Mit einem 13:3 schickten die Dickhäuter die demoralisierten Spritzenmänner in die unwirtliche Winternacht der Wilstermarsch hinaus. Mit dem dritten Sieg im dritten Spiel der diesjährigen Brokdorfer Hobbyliga untermauerten die Rüsselträger den Anspruch, den Coach Martin Kania nach getaner Arbeit in der Kabine formulierte: „Diesmal holen wir die Meisterschaft.“
Seine ganz persönliche Ambition meldete Markus Stevens in Minute eins der Begegnung an. Gleich mit dem ersten Angriff legte der Deutschkanadier ein Tatütata-Solo aufs Eis, das er mit einem Backhander unter die Latte zum Führungstreffer abschloss. Zwei Minuten später glich die Feuerwehr zwar aus, aber der Verdacht, sie könnte den Mammuts an diesem Abend womöglich Paroli bieten, hielt nur zehn Minuten lang, in denen die Mammuts sich erkennbar schwer taten, ihr Spiel zu organisieren. Kevin Bestmann sorgte für die Erlösung und netzte in der 15. Minute aus dem Gewühl zur erneuten Mammut-Führung ein. Stevens legte drei Minuten später mit einem weiteren Treffer nach – es sollte der zweite seiner insgesamt fünf sein, mit denen er die Partie allein hätte entscheiden können und sich unbestritten den Titel des Man of the Match verdiente. Damit die Dickhäuter mit einem beruhigenden 5:1 in die erste Pause gehen konnten, schickten Bengt Hausen und Christian von Ahn dem schwach agierenden Piraten-Goalie noch zwei flache Schüsse ins Gehäuse. Um keine Langeweile aufkommen zu lassen, verabschiedete Joel Meyer sich kurz vor dem Drittelende wegen Hakens auf die Strafbank, was den verteidigenden Mammuts die schöne Möglichkeit eröffnete, zwei Minuten lang eine schulbuchmäßige Unterzahlbox aufs Eis zu choreografieren.
Joel Meyers Ausflug in die Kühlbox sollte nicht die einzige Strafe gegen die Mammuts bleiben. Im Mittelabschnitt hiess es für Oldie Wolfgang Gehrmann „Junge, komm‘ bald wieder“ und kurz vor Schluss der Partie durfte Sebastian Döring aus dem gleichen Grund – unnötige Härte – pausieren. Während Gehrmanns Aussetzer den Piraten ein Überzahl-Tor zum 2:6 Zwischenstand bescherte, münzten die Mammuts Dörings Sabbatical in die endgültige Demütigung des Gegners um, und erhöhten per Unterzahltreffer zum Endstand von 13:3 – Torschütze, na wer wohl? Richtige Antwort: Markus Stevens. In die Hitliste eingetragen hatten sich bis dahin ausserdem Joel Meyer (2), Basti Döring (2) und Thomas Haffke.
Die schwierigste Aufgabe des Abends wartete nach dem Ende der Partie auf den Coach. Wie soll man einem Team, das mit zehn Toren Vorsprung gewinnt, erklären, dass es weit unter seinen Möglichkeiten gespielt hat? Halbwegs umgesetzt hatten die Mammuts lediglich Martin Kanias Anweisung, das Spiel aus einer konsequenten Defense heraus zu gestalten. Die Topverteidiger Thomas Haffke, Olli Sohst und Dirk Meyer erledigten den Auftrag routiniert und unspektakulär; auffällig wurde überdies Haffkes erstmaliger Verteidigungspartner Dedl Behrens, der auf der linken Seite die verzweifelten Angriffsversuche der Piraten Mal um Mal an Bierruhe und filigraner Stocktechnik scheitern ließ. Die Offensive allerdings, und das fand Kanias berechtigte Kritik, war weitgehend von hyperaktiven Einzelaktionen geprägt statt von systematischem Aufbau und erkennbarem Positionsspiel. Tröstlich für den Coach, dass da noch viel zu tun ist.
Tor: Malte Fock
Verteidigung: Dirk Meyer, Oliver Sohst; Thomas Haffke, Detlev Behrens; Bengt Hausen, Jens Tathoff
Angriff: Markus Stevens, Sebastian Döring, Marcel Köster; Kevin Bestmann, Joel Meyer, Maksim Kalnins; Julian Philippi, Christian von Ahn, Christoph Riedel (1. Drittel)/ Wolfgang Gehrmann