Blaue Mammuts im Rausch

Die schwächste Leistung legte am Ende des Tages ausgerechnet Dirk Meyer hin. Der Präsident der Mammuts beschloss das 2. Turnier um den gleichnamigen Cup mit einer schauspielerischen Performance, die nicht anders als ungenügend zu nennen war. Schön zerknirscht hatte er wirken wollen, als er sich bei der Siegerehrung bei allen Teilnehmern für die schlechte Gastgeberschaft entschuldigte: „Na ja, das eigene Turnier soll man ja eigentlich nicht gewinnen.“ Dabei schlich sich ein Grinsen auf das Gesicht des wackeren Holsteiners, das seine Worte Lügen strafte. Es war gerade eine halbe Stunde her, dass das Team der Blauen Mammuts mit einem Triumph im letzten Spiel den Turniersieg errungen hatte. Und das bereitete dem Präsi Freude, die er nicht unterdrücken konnte.

Er hatte auch sonst Grund zur Zufriedenheit, weitgehend. Dank perfekter Organisation und einer gelungenen Dramaturgie hatte die Aufeinanderfolge der fünfzehn Spiele an Sport und Spannung kaum Wünsche offen gelassen. Lediglich das Schicksal der zweiten Heimmannschaft, der Gelben Mammuts, die punktlos auf dem letzten Rang landeten, mochte die Freude trüben.

Für das Team Blau hatte der Tag gleich mit der Eröffnungspartie im Morgengrauen gut begonnen. Vom Anpfiff an fühlten sie sich im Drittel der Scharbeutz Pirates heimisch und machten klar, dass sie sich etwas vorgenommen hatten. In der vierten Minute markierte Erstreihen-Center Arne Ufer mit einem Schuss aus der Halbdistanz den ersten Treffer des Tages. Nur eine Minute später krönte Abwehrrecke Thomas Haffke einen sehenswerten Sololauf mit dem 2:0. Der folgenden Druckphase der aufmüpfig werdenden Piraten nahm Mammut-Goalie Jonny Antonius mit abgeklärten Saves die Spitze. Zwei Minuten vor dem Ende setzte Joel Meyer mit dem 3:0 den Schlusspunkt unter den munteren Tagesbeginn.

Mit den Brokdorf Barracudas wartete in Partie zwei ein Team auf die Blauen, das mit zwei Siegen in vorangegangenen Spielen den Hauptanteil an der bislang eher verhagelten Saison der Mammuts hatte. Und so ging es auch los. Schon in der dritten Minute ließen die Raubfische Keeper Antonius aus dem Getümmel vor dem Tor keine Chance – 0:1. Die Mammuts reagierten mit der Beharrlichkeit der Dickhäuter und konzentrierten sich erkennbar darauf, das vom jungen Coach Matthias Kania gepredigte kleine Eishockey-Einmaleins strikt umzusetzen: aus der Defensive spielen, Positionen halten, im Zweifel tief gehen, keine kurzen Verlegenheitspässe. Der Erfolg stellte sich eine Minute vor Ende des ersten Abschnitts ein, als Youngster Björn Jacobsen einen Abpraller zum Ausgleich verwandelte. Den Siegtreffer besorgte dann wieder Arne Ufer. In der ersten Minute des zweiten Abschnitts nahm er die Scheibe vom Bullypunkt auf , verlud die gesamte Defence der Fische und schlenzte ins lange Eck zum 2:1. Der Rest war Konzentration und Disziplin – aber auch mangelnde Überzahlnutzung bei drei Strafen gegen Brokdorf in der zunehmend bissig geführten Begegnung.

Mit sechs Punkten auf dem Konto trafen die Blauen zur Mitte des Turniers auf das gelbe Bruderteam, das bis dahin mit zwei ehrbaren Niederlagen zählerlos geblieben war. Der Spielplan hatte den Gelben bis dahin den Titelverteidiger Harsefeld Tigerenten und den Vorjahreszweiten Backdraft Cologne beschert. In beiden Partien hatte sich die Mannschaft wacker geschlagen, aber auch zu erkennen gegeben, dass ihr Grenzen gesetzt waren. Zwar stellte ein hervorragend aufgelegter Keeper Tjark Lindenau sein Talent unter Beweis; im Angriff allerdings gefielen die Individualisten Andi Wielgoß und Jens Bielefeldt zwar, mochten aber nichts Zählbares produzieren; auch Johannes Erchen tankte sich als linker Angreifer der zweiten Reihe wieder und wieder unermüdlich durch, ohne Torerfolg; Kevin Bergh fetzte sich in bewunderswerter Weise in den Ecken; Newcomer Kevin Bestmann löste als Center der dritten Reihe ein Ticket auf die Zukunft. Aber den Angriffsspitzen klebte an diesem Tag das Pech an der Kelle. Vor allem aber die Verteidigung war so aufgestellt, dass die Gelben das Grunderfordernis guten Eishockeyspiels nicht erfüllen konnte: von hinten heraus die Kontrolle haben.

Unter den Voraussetzungen ging das Brudertreffen unter Trainingsniveau über das Eis, und es waren natürlich die Blauen, die mit einem 3:0-Resultat abgeklärt drei weitere Punkte einfuhren. Den Gelben blieb wenig mehr, als in den restlichen beiden Partien mit schlagbaren Gegnern die Balance zwischen Aufbäumen und Frust zu ihren Gunsten zu kippen. Sie bemühten sich wacker, aber es wollte nicht gelingen.

Im Spiel gegen Scharbeutz wirkten die Gelben demoralisiert, hielten aber über zwei Drittel der Distanz wenigstens ein torloses Unentschieden, bis die Piraten bei 5:41 Restzeit auf der Uhr mit einem Break das spielentscheidende 0:1 erzielten. In ihrer letzten Begegnung gegen Brokdorf bewiesen die Gelben noch einmal Mumm und hielten dem Anfangsdruck der Barracudas stand, wobei vor allem Keeper Tjark Lindenau sich wieder und wieder durch fabelhafte Paraden auszeichnete. Zur Spielmitte hin vermochten sich die Gelben auch immer wieder durch Sololäufe zu befreien, die allerdings in der Brokdorfer Abwehr versackten. Und als fünf Minuten vor dem Schlusspfiff Christian von Ahn in der neutralen Zone die Scheibe verlor, machte das fällige Brokdorfer Break alle Bemühungen der Mammuts um einen tröstlichen Abgang zunichte. Mit dem 0:2 in der drittletzten Minute, einem Nachschuss aus dem Getümmel vorm Tor, wurde das Heimteam schließlich mit einer Niederlage bedient, die leicht unverdient war.
Die Hoffnungen der Mammuts ruhten am Ende voll auf dem blauen Team, das sich denn auch eine packende Partie mit der Kölner Feuerwehr lieferte. Schon in der vierten Minute geriet die Heimmannschaft in Rückstand, behielt aber die Nerven und begegnete den starken Backdraftern auf Augenhöhe. In der 17. Minute scheiterte Arne Ufer mit einem seiner zahlreichen Sololäufe am Kölner Keeper, aber Verteidiger Dirk Meyer war mit nach vorn gegangen und und netzte im Nachschuss zum Ausgleich ein. Es roch schon nach Penaltyschießen, doch die glücklichen Kölner hatten das bessere Ende und trafen zwei Minuten vor Schluss zum 1:2.

Das Turnier schien entschieden: Harsefeld hatte offenbar die erfolgreiche Titelverteidigung sicher. Die Tigerenten nämlich hatten in einem spektakulären Spiel Köln mit 5:3 niedergerungen – zwei Minuten vor dem Ende hatten die Niedersachsen 3:1 geführt. Köln hatte den Torwart vom Eis genommen und nach zwanzig Sekunden auf 2:3 verkürzt, Harsefeld war mit einem Empty Net Goal in der letzten Minute wieder davongezogen, Köln war mit weiterhin sechs Feldspielern noch einmal auf 3:4 herangekommen, ehe die Tigerenten abermals ins leere Tor trafen.

Dass die Blauen Mammuts die starken Titelverteidiger in der letzten Partie würden besiegen können, erschien unwahrscheinlich. Dennoch nahm die Mannschaft beim Einschwören die Parole von Käpt’n Mathias Bierer für bare Münze: „Die schlagen wir jetzt.“ Und das taten sie. Eine leidenschaftliche Begegnung produzierte Chancen auf beiden Seiten. Bei 4:36 Restzeit lag die Sensation buchstäblich in der Luft, als die Scheibe aus dem Getümmel über den bäuchlings liegenden Harsefelder Goalie flog. Doch mit einem unglaublichen Reflex fischte der Keeper das Ding noch aus der Luft. Elf Sekunden später war er dann doch geschlagen, als Basti Döring einen Pass von Arne Ufer direkt nahm und tief rechts einhämmerte. Als Björn Jacobsen eine Minute vor Schluss wegen Beinstellens auf die Strafbank ging, begannen noch einmal sechzig bange Sekunden für die Mammuts. Doch Jonny Antonius war nicht mehr zu überwinden. Gleich zweimal hielt der Keeper der Blauen in der letzten halben Minute mit Great Saves den unerwarteten Sieg fest.

Und brachte Präsi Meyer über gute Gastgeberschaft ins Grübeln.

Additional Reporting: Detlev Behrens, Anke Timm

Blaue Mammuts:
Tor: Jonny Antonius, Malte Fock; Verteidigung: Dirk Meyer, Olli Sohst; Thomas Haffke, Philipp Rathmer; Bengt Hausen, Olaf Meyer; Angriff: Basti Döring, Björn Jacobsen, Arne Ufer; Mathias Bierer, Joel Meyer, Jan von Döhren; Wolfgang Gehrmann, Singa Meyer-Gätgens, JP Riedel

Gelbe Mammuts:
Tor: Tjark Lindenau; Verteidigung: Tiziano Di Paolo, Christoph Riedel; Ralf Greiner-Petter, Siggi Laakmann; Michael Modrack/Fred Neumann, Christian von Ahn, Anke Timm; Angriff: Jörg Gronmeyer, Christian Leverenz, Andy Wielgoß; Jens, Bielefeldt, Johannes Erchen, Christos Stambolidis; Detlev Behrens, Kevin Bergh, Kevin Bestmann

Spielergebnisse 2. Mammuts-Cup 2013

HeimGastErgebnis
Mammuts blauScharbeutz Pirates3:0
Brokdorf BarracudasBackdraft Cologne0:2
Harsefeld Tiger-EntenMammuts gelb3:1
Brokdorf BarracudasMammuts blau1:2
Scharbeutz PiratesHarsefeld Tiger-Enten1:2 n.P.
Backdraft CologneMammuts gelb2:0
Harsefeld Tiger-EntenBackdraft Cologne5:3
Mammuts gelbMammuts blau0:3
Scharbeutz PiratesBrokdorf Barracudas2:1 n.P.
Mammuts gelbScharbeutz Pirates0:1
Harsefeld Tiger-EntenBrokdorf Barracudas3:1
Mammuts blauBackdraft Cologne1:2
Mammuts gelbBrokdorf Barracudas0:2
Backdraft CologneScharbeutz Pirates3:2 n.P.
Mammuts blauHarsefeld Tiger-Enten1:0

Schlußtabelle 2. Mammuts-Cup 2013

PlatzMannschaftPunkte
1.Mammuts blau12
2.Harsefeld Tiger-Enten11
3.Backdraft Cologne11
4.Scharbeutz Pirates7
5.Brokdorf Barracuda4
6.Mammuts gelb0
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