#47elf
Per Interview stellen sich einige unserer Mammuts vor und erzählen aus ihrem bewegten Eishockeyleben. Den Anfang aus dieser Reihe macht unsere #47.
HockeyJeck: Wolfgang, du hast ziemlich blöd aus der Wäsche geguckt, als du heute morgen am Lentpark ankamst.Gehrmann #47: Logo, ich erkannte den Ort nicht wieder. Mir war nicht klar, dass die alte Halle, in der ich die Kölner Haie in den siebziger und achtziger Jahren ihre Siege hatte feiern sehen, abgerissen worden ist, und dass die Kölner dort einen Eissportpark vom Allerfeinsten hingesetzt haben. Vor allem dieses Pistenoval, das ein Stockwerk über dem Eishockeyfeld um die ganze Anlage läuft, ist der Hammer.
Die Kölner bauen halt gern.
Sieht man am Dom, wo sie seit über tausend Jahren immer noch rumfrickeln.
Aber deine Kultstätte ist die Lentstraße.
Klar, hier habe ich 1969 zum ersten Mal meine Füsse auf gefrorenes Kölnisch Wasser – 4711 – gesetzt. Ich war für zwei Jahre beim Bund und habe mit der Waffe in der Hand am Rhein gestanden und auf die Russen gewartet.
Aber die kamen gottseidank nicht.
Nein, erstmal nicht. Erst 1994 haben die Haie mit Sergej Beresin einen russischen Ausnahmestürmer verpflichtet, aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Du bist Haie-Fan seit 1972.
Logisch. Es war allerdings ein Treuebruch, denn als Junge war ich Anhänger des EC Bad Tölz, des ewigen Zweiten hinter dem EV Füssen. Meine Kumpels in der Schule hatten mir trotzdem den Spitznamen „Paule“ gegeben. Paul Ambros war ein hammerharter Verteidiger in Füssen. Auf meinen Kleiderschranktüren klebten aber die Fotos der Tölzer Buam, die ich aus der „Hör Zu“ ausgeschnitten hatte.
Dann war das ja eine echte Begegnung mit der Vergangenheit, als du am Sonntag dann auch noch das DNL-Spiel Junghaie gegen Tölz gesehen hast.
6:0 für die Haie. Wenn man die gesehen hat, muß man sich um die Eishockey-Zukunft in Deutschland keine Sorgen machen.
Der Ortswechsel nach Hamburg kann dir 1979 eigentlich nicht leicht gefallen sein.
Aus sportlicher Perspektive stimmt das. Hamburg ist im Vergleich zu Köln eine Stadt mit kümmerlicher Eishockeykultur. Natürlich war es erst mal ein Lichtblick, als 2002 die Freezers kamen, aber mein rheinisches Herz konnten die nicht erobern. Ich hatte immer das Gefühl, dass das nichts wird.
Deshalb hast du 2006 selber wieder den Schläger in die Hand genommen?
Ja, was denn sonst? Erst beim Hochschulsport, und dann habe ich als Hockeyvater auf der Tribüne in Stellingen Dirk Meyer kennengelernt und gemerkt, dass es auch im Norden richtige Hockey People und großartige Typen gibt.
Das führte zur Gründung der Mammuts.
Genau. Und irgendwann mit Notwendigkeit dazu, die Mammuts zur Reise nach Köln zu animieren. Weihnachten, Ostern, 1. Mai sind alles schöne Feste. Aber sie sind nichts gegen die Begegnung mit unseren Freunden von Cologne Backdraft. Und dass es jetzt an der Lentstraße stattgefunden hat, kann ich immer noch kaum glauben.