Turnier in Timmendorfer Strand
„Nö, lieber was essen gehen und ein paar Mojitos….“ Die noch anwesenden Mammuts trauten ihren Ohren kaum. Gerade war Johannes Erchen aus dem Krankenhaus zurückgekehrt, mit einer frischen Schiene an dem – wie inzwischen feststeht – insgesamt dreifach gebrochenen Bein, und antwortete mit diesem Satz auf die Frage, ob er denn jetzt direkt nach hause gefahren werden wolle. Nicht nur der spontan als Chauffeur eingesprungene Nikita Becker meinte, dass man mit so viel lässiger Nehmerqualität einen festen Platz im Coolness-Olymp der Hamburg-Mammuts verdient hat.
„…ein jeder aber kann das nicht, denn er muss aus Hamburg sein…“ Diese Liedzeile, die ein um´s andere Mal durch die Halle tönte, passte nicht nur gut zu Erchens oben beschriebenen Zitat, irgendwie stand der gesamte Turnierauftritt, der Cracks aus Hamburg bei den Pirates Scharbeutz in der Eishalle von Timmendorf unter diesem Zeichen. Aber immer hübsch der Chronologie der Ereignisse nach…
War es die Uhrzeit? War es die Nervosität? oder doch vielleicht die Ablenkung durch die möglichen Tombola-Gewinne? Immerhin sollte Anke Timm später ein echtes Kaffee-Service abräumen. Jedenfalls explodierte Coach Kania erst innerlich, später im Rahmen einer Auszeit auch direkt in die Gesichter des „Hühnerhaufens“. Positionen halten, Gegner decken, anbieten und kontrolliert aufbauen. All das was im Training immer wieder geübt und angesprochen wird war im Spiel 1 gegen die Gastgeber zuhause in Hamburg geblieben. So war es denn auch nur logisch, dass die eigentlich unterlegenen Freibeuter, die Tore von Arner Ufer und Olli Sohst in der regulären Spielzeit egalisierten und den Rüsselträgern ein 2:2 unentschieden abringen konnten. Was folgte war ein Penaltyschießen der Extraklasse, präsentiert durch einen bärtigen Rothelm, einen souveränen Kapitän und einen neu geborenen Penalty-Killer. Die Eröffnung übernahm Kevin „Bessy“ Bestmann. Alle Nervosität beiseite schiebend täuschte er rechts an und hämmerte die Scheibe links oben direkt unter die Querlatte. Der Piratengoalie verdeckte ziemlich verdutzt die Szenerie, weshalb der Bankjubel erst zeitverzögert einsetzte. Gewohnt souverän verwandelte auch Käpt´n Ufer seinen Soloauftritt. Gute Voraussetzungen, aber eben nichts wert, wenn nicht einer, der im Spiel noch durchwachsen gehalten hatte, den Penalty-Killer in sich entdeckt hätte. Ein guter und ein Monstersave von Tjark „The Shark“ Lindenau sicherten den Mammuts den Sieg im Best of Three und ließen ein selbstironisches „Gibt´s doch gar nicht, gibt´s doch gar nicht ..“ durch die Lautsprecher schallen.Der Erste, der sich an die Lektionen im Training erinnerte war Jörg „Grony“ Gronmeyer. Er nahm in Spiel 2 gegen die Barakudas aus Brokdorf dem Goalie geschickt die Sicht und lenkte dann auch noch einen satten Flachschuss des Käpt´n unhaltbar mit der Kelle ab. „Da hat aber mal einer im Training zugehört…“ kommentierte Coach Kania ebenso lakonisch wie anerkennend. Ansonsten stand die Begegnung ganz im Zeichen des späteren MVP Arne Ufer. 1:0 in Führung liegend war er gezwungen, einen durchbrechenden Stürmer der Barakudas im Vollsprint einzuholen und mit einem spektakulären Sprung vom Abschluss abzuhalten. An dieser Stelle weigert sich der Autor übrigens beharrlich, den Namen des Dösbaddels preiszugeben, der mit seinem Fehlpass im Angriffsdrittel das ganze Spektakel ausgelöst hatte. Der krasse Stunt wurde leider vom Schiri mit einer zweiminütigen Erholungspause auf der Strafbank gewürdigt. Noch während „Scheiss auf Freunde bleiben“ in der Halle nachklang, nutzten die Raubfiische aus Brokdorf die Überzahl für den zwischenzeitlichen Ausgleich.
Aber Arne wäre nicht Arne, wenn er nicht auch noch das wieder ausgebügelt hätte. Mit seinem Tor egalisierte er den Schaden und stellte den alten Abstand und mit 2:1 gleichzeitig den Endstand des zweiten Spiels her. Ungetrübte Freude? Leider nein, Johannes Erchen rutschte im gegnerischen Drittel hart in die Bande. Sofort war klar, da ist mehr passiert als die üblichen Blessuren, die schon fast zu jedem Spiel dazugehören. Inzwischen ist die brutale Diagnose gesichert: Doppelter Schienbeinbruch plus Wadenbeinbruch plus diverse Bänderrisse. In jedem Fall das Saison-Aus für den engagierten und leider auch leidgeprüften Stürmer der Dickhäuter. Extremer Coolnessfaktor und vielleicht einziger Schmunzler in diesem Zusammenhang war die schon beschriebene Weigerung des echten hamburger Jung, sich mit der Beinschiene direkt nach hause fahren zu lassen…..
Auch von dieser Stelle nochmal alles Gute und eine schnelle Genesung an Johannes!
Für das Endspiel um den Turniersieg gegen die Tigerenten aus Harsefeld ließen sich die Hamburger nochmal etwas ganz besonderes einfallen. Moment Tigerenten? Waren die nicht vor wenigen Wochen noch entspannt mit einem Kantersieg vom Eis gefegt worden? Ja und Nein lautete die Antwort, denn wo Tigerenten draufstand waren nicht nur Tigerenten drin, sondern in diesem Fall Ice-Tiger-Enten. Zahlreiche Ligaspieler verstärkten die eigentlich harmlosen Badehilfen aus Harsefeld und machten Sie zur härtesten Nuss des Turniers. So war es nur recht und billig, dass Coach Kania die verletzungsbedingten Ausfälle kompensierte und selbst in das spontan ausgeliehene Dress der Nr. 96 der Mammmuts schlüpfte. „Ein guter Eishockeyspieler kann in jeder Ausrüstung spielen“ ließ Bruder Martin von zuhause aus vernehmen und weil das eben stimmt, tat das doch arg weit geschnittene Dress des ebenfalls ausgefallenen Abwehrspielers Detlev Behrens der Leistung des Teamchefs keinen Abbruch. Scheinbar hatte Kania sich die Mahnung „Mach mir keine Schande“ des originären Nummernträgers zu Herzen genommen. Was folgte war eine sensationelle Schlacht in der so mancher über sich hinauswuchs. Insbesondere wenn Kapitän Arne Ufer und die nun deutlich erschlankte und technisch wie läuferisch unglaublich verbesserte Nr. 96 der Mammuts gemeinsam auf dem Eis standen, wurde ein echtes Feuerwerk auf Augenhöhe der Semiprofis aus Niedersachsen abgefackelt. Aber auch alle anderen gaben Vollgas: Als Beispiel seien hier Verteidiger Thomas Haffke herangezogen, der im Hechtsprung einem einschussbereiten Gegner die Scheibe wegspitzelte und natürlich Bessy Bestmann, der einen sehr guten Turnierauftritt mit seinem zweiten Tor krönte.
Dass es am Ende doch nicht ganz reichte und das Spiel schlussendlich mit 2:1 verloren ging, tat nur kurz weh. Spätestens als man frisch geduscht und mit einem kühlen Bierchen in der Hand in der Sonne vor der Halle stand, war allen klar, dass die Hamburg-Mammuts hier nicht nur den zweiten Platz errungen, sondern auf und neben dem Eis eine hervorragende, engagierte, faire und freundliche Visitenkarte abgegeben hatten.
Spiel 1 : Gegner Piraten Scharbeutz, Endstand 2:2 (Schützen Arne Ufer und Olli Sohst), Penaltyschießen 2:0 (Kevin Bestmann + Arne Ufer)
Spiel 2 : Gegner Brokdorf Barakudas, Endstand 2:1 (Schützen Jörg Gronmeyer und Arne Ufer)
Spiel 3 : Gegner Tigerenten Harsefeld, Endstand 1:2 (Schütze Kevin Bestmann)